Rundgang

Rundgang 1:   Kirchenschiff
Rundgang 2:   Epitaphe
Rundgang 3:   Grabsteinsammlung (Lapidarium)
Rundgang 4:   Grabdenkmäler und Besonderheiten im Außenbereich des    Kirchgebäudes  und der Kirchhofsmauer

 

 

Rundgang 1:   Kirchenschiff

Sakraler Raum St. Lukaskirche

Die Mühlberger Kirche war das Zentrum einer mittelalterlichen Wehranlage.
Das heutige äußere Aussehen bekam die Kirche z.T. im 15.Jahrhundert.
Die Kirche wurde nach dem dreißigjährigen Krieg von ca. 1670-1740 im Barockstil des 18.Jahrhundert umgebaut und von 1972-1986 restauriert.
Im Kirchenschiff ist besonders hervorzuheben:

1. Wandmalerei
Secco-Malerei aus Mitte des 15.Jahrhundert
Sie wurde erst 1979 bei der Sanierung der Kirche wiederentdeckt.
Inhalt der Malerei:

  • Madonna auf der Mondsichel mit dem Christus Kind
  • Katharina, Märtyrerin (307 mit dem Schwert hingerichtet)
  • Hiob, der Dulder, Altes Testament
  • Christopherus, der dem Stärksten dienen wollte und deswegen Jesus begegnete
  • Georg, Kämpfer gegen das Böse
  • Schweißtuch Christi, gehalten von den Aposteln Petrus und Paulus, dieses Bild mit dem Christuskopf ist das Zentrum der Malerei
  • Rechts ist das Wappen der vermutlichen Stifter, der Herren von Denstedt
    zu erkennen. Die Kanzel davor ist erst in der Barockzeit errichtet worden.

2. Tonnengewölbe
von 1704 (Original) mit Darstellungen der biblischen Botschaft gemalt von Gottfried Schocht aus Sömmerda:

  • rechts 12 Apostel des Neuen Testaments
  • links 12 Propheten des Alten Testaments
  • in der Mitte die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit Gottes
  • über der Orgel der Psalmsänger König David

3. Barockorgel

  • 1729 erbaut von Franziskus Volckland aus Erfurt
  • 1824 vom Orgelbauer Hesse aus Dachwig im frühromantischen Sinn erweitert
  • die Orgel ist mechanisch und besitzt 2 Manuale und Pedal
  • sie hat 26 Register mit ca. 1500 Pfeifen
  • 1997 wurde sie umfangreich restauriert (CD)

4. Persönlichkeiten, die mit der Geschichte der Kirche in Mühlberg in besonderer Weise verbunden sind:

  • Radegunde von Thüringen, Thüringer Königstochter, Merowinger Königin,
    Diakonin 520-587 (Gedächtniskapelle im Turmraum der Kirche, mit Meditationskreuz, Altarstein und weiteren Informationen). Grundmauern der Kapelle mit Gedenkstein auf der Mühlburg.
  • Justus Menius, 1499-1558 Superintendent, Mitarbeiter Luthers, hat hier die Reformation 1526 eingeführt
  • Ulrich Beher, Pfarrer 1493-1565 s. o.
  • Johann Chr. Gotter, 1607-1677 (1633-1653) Pfarrer in Mühlberg, dann Oberhofprediger Ernst d. Frommen, ein Großvater Graf Gotters
  • Andreas Armstroff, 1670-1699 aus Mühlberg, Organist und Komponist in Erfurt
  • Johann Rudolphi Quehl, 1673-1744 Pfarrer in Mühlberg. Seiner Wirksamkeit verdanken wir die jetzige Ausstattung der Kirche.
  • 1972-2002 wurde die Kirche in der Amtszeit von Pfarrer Rainer Schmidt umfangreich restauriert.

Am Ausgang steht ein funktionierender Opferstock aus dem Mittelalter.

Weitere Informationen erhalten Sie durch den Flyer „Sankt Lukas Kirche mit Radegundiskapelle Mühlberg“ oder in den Web-Seiten:

www.foerderverein-kirche-muehlberg.de
www.pfarramt-muehlberg.de


Rundgang 2:   Epitaphe

In der Kirche stehen einige Grabsteine (Epitaphe) aus früheren Zeiten.
Einige wurden bei den Bauarbeiten im Fußboden gefunden.
Im Kirchenschiff links:

  1. Grabstein des Hanß Caspar v. Müffling von 1742, schon zu dessen Lebzeiten hergestellt, Obrist. Der Stein wurde aus Gut Ringhohen b. Mühlberg 1985 geborgen.
  2. Grabstein der Freifrau v. Spitznase von 1719. Der Stein wurde über ihrer Gruft im Mittelgang gefunden und besitzt Originalfarbfassung.
  3. Grabstein des ersten Evangelischen Pfarrers von Mühlberg Ulrich Beher (Ursinus) 1493-1565. Mönch, dann ab 1537 evangelischer Pfarrer in Mühlberg, von der Gemeinde gewählt und durchgesetzt. Sein Epitaph wurde bei der Neusetzung des Altars 1980 gefunden und die drei Teile wieder aufgestellt. Mit einer Zweitinschrift Pfarrer. Quehl betreffend, s. u.
  4. Einige Grabsteine von Mühlbergern aus dem 17. und 18.Jahrhundert.
  5. Pfarrer Christian Dufft aus Wittenberg (1543-1619). Er lässt 1601 eine Orgel einbauen.
  6. Kaspar von Reineck um 1600 Amtmann
  7. Grabplattenfragmente aus dem alten Fußboden des Kirchenschiffs (geborgen bei der Restaurierung 1972-1986)
  8. Kindergrabsteinfragment ca. 1800

    Ruhe sanft kleiner Liebling
    Trauernde Aeltern
    Einst sehen wir uns Wieder

  9. Kindergrabfragment 1836

    Ruhestätte der Christiana Maria Schütz
    Geboren d. 28. Octbr 1830 starb d. 8. Juni 1836


Rundgang 3:   Grabsteinsammlung (Lapidarium)

Im Laufe von etwa 1000 Jahren erfolgten auf dem Mühlberger Kirchhof ca. 15.000 Bestattungen, wenn man für jedes Jahr 15 annimmt. Wenn man weiter davon ausgeht, dass pro Jahr vielleicht 1 besonderes Grabmal aus dauerhaftem Material errichtet wurde, wären das etwa 1000 Denkmale. Nur wenige sind uns wegen ihrer ortsgeschichtlichen Bedeutung oder wegen ihrer Nutzung als Material für Mauern oder Fußbodenbeläge erhalten geblieben. So auch die hier aufgestellten Grabsteine aus drei Jahrhunderten.

Diese alten Grabsteine, meist hiesiger Sandstein, sind bei Bauarbeiten auf dem Mühlberger Kirchhof um 1995 gefunden und 2017 restauriert worden.

 

Historische Grabsteine im Lapidarium

Stein 1: Harfensymbol

Vermutlich Kantoren- oder Organistengrabstein um 1800

† 1790 Johann Michael Nehrling

Kirchenbucheintrag: 15.08. wurde Hr. Johann Michael Nehrling Amtsschreiber, Cantor und Kirchner allhier nachdem er 76 Jahre alt wurde und auch jetzt (k)einen Dienst wegen Schwachheit des Alters mehr tun konnte ganz in der Stille früh morgens 5 Uhr begraben starb an einem Schlagfluß.

Material: Röhnberger Sandstein


Stein 2: Rokokograbstein Mitte 18. Jahrhundert

Allhier ruhen die Gebeine

Der weiland Fr. Barbara Scheibin geb. Pabstin
Ward geb. d. 18. Nov. 1730 und den 25.
1767 christlich beerdigt worden. Deren Töchterlein
Anna Maria Scheibin ist zugleichen
(in ihr) beerdigt worden ward geb. d. 7. März 1756
Wie auch allhier ruhet
Fr. Maria Magdalena Pabstin
Geb. Beckin wurde geb. d. 17. November 1739 und den 21. October 1759
Christlich beerdigt worden.


Stein 3:

Tafel links:

Allhier ruhet Selig entschlumert und christlich bestattet
Herr Sebastian Baumhardt Gerichtsschöffe Actuarius Vorsteher allhier geboren zu Petriroda dem 30. Januar 1728 und starb am 21. Juni 1804

Kirchenbuch: Sebastian Baumnhardt 79 Jahre alt mit einer leisen Predigt begraben starb an einer Auszehrung nachdem er 13 Wochen krank gelegen

 

Tafel rechts:

Unter diesem Denkmal Osanna Catharina Baumhardtin
Geboren 1736 und starb den 13. Jan. 1811
Baumhardtin geb. Böttnerin 74 Jahre

Kirchenbucheintrag: Den 13. Jan. Abend 7 Uhr starb die Witwe Osanna Catharina Baumhardin geb Böttnerin an einem hitzigen Brustfieber. Sie war 74 Jahre 10 Monate 7 Tage alt geworden. Sie hinterläßt keine Kinder Sie wurde den 16. Dieses beerdigt.
Und starb den 13. Jan. Abend 7 Uhr 1811

Material: Seeberger Sandstein


Stein 4:

Hier ruht der Ehrsame u. Fosichtige, Mstr. Heinrich Beck
gewesener Adlongischer Pachtmann allhier, ist geboren in Schwabhausen
den 5. Februar 1648 hat sich Ehelich trauen lassen zu Wölfis 1677
ist selig gestorben d. 21. October 1689 sein Alter 41 Jahr 7 Mon
(„Adlongischen Hof” Armstädter Str. 11)

Die Freihöfe waren früher steuerlich begünstigt z. B. wegen besonderen Aufgaben.

Material: Seeberber Sandstein


Stein 5:

Alhier ruhet Sebastian Leffler (*1640- † 1706),
in seinem Erlöserseel der und wohl und fürsichtige Sebastian Leffler
gewesener Gerichtsschöffe mit ältes Terist geboren November seines alters 66 Jahr weniger 9 (Tage)

Kirchenbucheintrag: 1706
Sebastian Leffler, Einwohner und Mitältester allhier, ein stiller frommer Mann, wurde den 1. Nov. christl. zur Erde bestatte

Material: Seeberber Sandstein


Stein: 6

Grabsteinen 1724, Kind Martha Dorothea Cronfeld
Octobr. 1724 verstorben im alter von 29 Wochen

Kirchenbucheintrag: 1724
Martha Dorothea Cronfeldt,
Heinr. Cronfeldts Töchterl. Martha Dorothea mußte auch an der rothen Ruhr bezahlen und wurde d. 2. Okt. Begraben

Material: Seeberber Sandstein


Stein 7:

Grabstein von 1697, Frau Salome, geborene Hellwachin zum ersten verehliget mit Bastian Apeln, starb selig AO 1697 ihres alters 71 Jahr, Hiob 19. Cap (Ich weiß das mein Erlöser lebet etc.)

Material: Seeberber Sandstein


Stein 8: Stein von 1657
Hanns Seums (*1598 – †1657)

Den XII Maritni ist der ehrbare Hanns Seums, im Herrn entschlafen, seines Alters neunundfünfzig Jahr

Material: Seeberber Sandstein


Stein 9: Kreuz mit Rosette 1900

Friederike Klöpfel, geb. Hering (*24.10.1841- †20.09.1899)

Mutter des Mühlberger Bildhauers Fritz Klöpfel (*06.02.1869- †01.09.1920)

und Schöpfer des „Mühlberger Engel” am Eingang zur Kirche.

Material: Seeberber Sandstein


Stein 10:

Hier ruht in Gott Gustav B
*20.12.1871-  †5.10.1951
Ruhe sanft

Einfacher Grabstein der Nachkriegszeit aus Beton


Rundgang 4:   Grabdenkmäler  und Besonderheiten im Außenbereich des Kirchgebäudes  und der Kirchhofsmauer

Am Kirchenportal rechts:

  • Adolarius Praetorius 1540-1598, Pfarrer, durch Kaiser Maximilian II. gekrönter Dichter und Schriftsteller.

Am Kirchenportal links:

  • Johann August Winkelmann,  †1632  Amtmann

 

Zwei Supraporten über den Türen außen an der Nordseite der Kirche:

  1. 1697 zum neuen Kirchweihtermin 18.10. – Lukastag, nicht mehr Gallustag
  2. 1737 Erneuerung der Nordwand

 

In der Ostwand sind im Giebel Grabsteine sichtbar vermauert worden. U. a. der von Christina von Notteleben 1598 „… hier liege ich in meinen Ruhebettlein… und habe es gut…“

 

Längenmaß von 1802 (Preußische Rute) Südseite des Kirchensockels.

 

Westliche Kirchhofsmauer

  • Grabstein zum Pfarrhausgarten
  • Rektor Johann Tänzer gusseisernes Grabkreuz Eingang Pfarrgarten
  • Friedrich und Martha Carolina Müller, geb. Trommsdorf gusseiserne Grabkreuze an der Friedhofsmauer
    Pfarrer in der Aufklärungszeit und deren berühmte Söhne (siehe Tafel Friedhofseingangstor und Flyer „Herman Müller“)